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Ende des 8. Jahrhundert wird Scheinfeld als "Scegifeldum" erstmals urkundlich erwähnt. Egilof aus dem Adelsgeschlecht der Mattonen, schenkte ein Drittel seiner Besitzungen in Scheinfeld dem Kloster Fulda. Das Schloss Schwarzenberg erscheint urkundlich zum ersten Mal 1258. Ein "Bertholdus von Schwarzenburg" ist allerdings schon im 12. Jahrhundert erwähnt. Es kann aber als sicher gelten, dass an gleicher Stelle schon früher eine Burg stand, wenn auch schriftliche Belege fehlen. Erkinger von Seinsheim kaufte in der Zeit von 1405 bis 1421 das Schloss Schwarzenberg, dessen Besitz sich bis dahin fünf Eigentümer aus zwei Adelslinien geteilt hatten. Seit dieser Zeit nannte er sich "von Schwarzenberg", bis heute gehört das Schloss diesem Adelsgeschlecht. Aufgrund des Einflusses Erkingers erhielt Scheinfeld 1415 von Kaiser Sigismund das Stadtrecht und -wappen mit den weitgehenden Privilegien einer freien Reichsstadt, so das Recht auf vollständige Gerichtsbarkeit, Ernennung von Gemeindebediensteten, Steuerfreiheit u. a. In dieser Zeit wurde die Stadt befestigt. Von den Befestigungsanlagen, die im Laufe der Jahrhunderte oft um- und ausgebaut wurden, sind heute noch Reste der Stadtmauer und der Obere Torturm erhalten. Scheinfeld wurde 1524 durch den Übertritt des Fürsten Johann des Starken zum neuen Glauben protestantisch. Nach dem Aussterben der protestantischen Linie derer von Schwarzenberg erbte die katholische Linie die Herrschaft. Nachdem es in Religionsfragen immer wieder Auseinandersetzungen mit den protestantischen Brandenburger Lehensherren gegeben hatte, konnte Fürst Georg Ludwig von Schwarzenberg 1627 die Gegenreformation abschließen.

 

Holzstich von Schloss Schwarzenberg

 

Im Jahre 1598 bestätigte Kaiser Rudolf II, die von Kaiser Sigismund 1415 verliehenen Privilegien für Scheinfeld. 1607 wurde durch einen Brand der Südflügel des Schlosses Schwarzenberg zerstört. Noch im gleichen Jahr begann der Wiederaufbau nach Plänen von Elias Holl, dem bekannten Augsburger Baumeister. Jakob Wolff und Sohn, die das Nürnberger Rathaus errichtet hatten, ließen dann seine Pläne ausführen. 1616 war das Schloss wiederhergestellt. Im 30jährigen Krieg litten Stadt und Schloss unter wiederholten Plünderungen durch kaiserliche und schwedische Truppen. Von 1631 bis 1634 war Scheinfeld unter schwedischer Herrschaft. Wegen wirtschaftlicher, politischer und militärischer Verdienste wurde das Haus Schwarzenberg 1670 in der erblichen Reichsfürstenstand erhoben. Aus dieser Zeit stammt auch der "Schwarze Turm", der statt des alten Bergfriedes, der abgebrochen wurde, dem Schloss bis heute sein markantes Gepräge gibt. Seit 1668 wirkten in Scheinfeld Franziskaner. 1702 begannen sie, bei der alten Marienkapelle oberhalb von Schloss Schwarzenberg das Kloster zu bauen, das 1731 fertiggestellt wurde. Von 1732 bis 1735 dauerte der Bau der Klosterkirche nach Plänen von Balthasar Neumann. An die Stelle der baufällig gewordenen Stadtkirche wurde in der Zeit von 1766 bis 1772 die jetzige Pfarrkirche von J. Ph. Geigel nach Plänen von Balthasar Neumann gebaut. Nach den napoleonischen Kriegen kam Scheinfeld 1805 zu Bayern und wurde Kreisstadt im Rezatkreis (später Regierungsbezirk Mittelfranken). Nachdem der Ordenszweig, der das Kloster gegründet hatte, die Franziskaner-Rekollekten, nicht mehr existierten und die Auswirkungen der Säkularisation dem Kloster Schwarzenberg schwer zugesetzt hatten, übernahmen Franziskaner-Minoriten 1866 das Kloster, in dem sie bis heute wirken.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Scheinfelds Entwicklung zur Schulstadt. Im Jahre 1946 wurde das Gymnasium Scheinfeld, damals Oberrealschule, gegründet. 1951 folgte das Landschulheim der Mathilde-Zimmer-Stiftung in Schwarzenberg, welches nun eine Real- und Fachoberschule beheimatet. Aus der Berufsschule, die auch nach dem 2. Weltkrieg eingerichtet wurde, hat sich das Berufsbildungszentrum mit Altenpflegeschule entwickelt. Auch die Franziskaner-Minoriten entwickelten nach 1968 eine weithin bekannte Seminar- und Tagungsstätte, das "Bildungshaus Kloster Schwarzenberg".

Zielstrebig und weit blickende Kommunalpolitik verhinderte, dass Scheinfeld nach Auflösung des Landkreises (mit Verlust der meisten Behörden) im Zuge der Gebietsreform 1972 zur Bedeutungslosigkeit herabsank. Heute ist Scheinfeld touristisches Informationszentrum für den gesamten Steigerwald, Schulzentrum, Standort sauberer Industrie und mittelständischer Unternehmen. Eine Kleinstadt mit regem kulturellem Leben, idealen Freizeiteinrichtungen und aufstrebendem Fremdenverkehr in einer landschaftlich reizvollen Lage.

Anmerkung:

Egilolf schenkt an Kloster Fulda Besitz "in pago Egeuui in Scegifeldum" = in der Landschaft Ehe-Land [Land am Fluss Ehe] in Scheinfeld. Egilolf ist nicht Graf, genau so wenig wie sein Vater und sein Großvater, die beide in der gleichen Urkunde genannt werden. Die Urkunde ist nicht datiert. Doch ist sie ungefähr einzureihen, da sie von einem Priester Asger geschrieben wurde. Dieser Asger ist nun mehrfach im letzten Jahrzehnt des 8. Jahrhunderts als Urkunden-Schreiber unter Abt Baugolf von Fulda (779-802) tätig gewesen: in mehreren datierten Urkunden nennt er sich selbst als Schreiber. Damit gehört auch diese Urkunde in diese Zeit Ende des 8. Jahrhunderts. Für eine getreue Kopie der nicht im Original, sondern nur in einer Chartular-Abschrift aus dem 9. Jahrhundert (?) erhaltenen Urkunde spricht auch, dass der Dativ Plural "in Scegifeldum" noch die hochaltertümliche Endung auf -um zeigt, die im 9. Jahrhundert dann zu -un, -on wurde. Das Chartular (Abschriften-Sammlung) liegt heute im Staatsarchiv Marburg an der Lahn in Hessen.

Professor Dr. Paul Derks, Universität Essen

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