Die Straße „Herrensteig“ ist eine kurze Stichstraße, die vom Südring auf Höhe der Weinkellerei Heim abzweigt.

 

Ursprünglich ging diese als Feldweg außerhalb der Stadtmauer entlang und mündete damals in der Nähe des Scheine-Baches in die Würzburger Straße. Warum gab es so einen Weg, der außen herum führte, statt durch die sicher viel besser ausgebaute Hauptstraße durch den Ort?

Das hat folgende Bewandnis:

Nach dem Religionsfrieden zu Augsburg im 16. Jahrhundert mussten alle Untertanen die Glaubensrichtung ihrer Herrschaft annehmen. Freiherr Johann von Schwarzenberg (bekannt und berühmt auch als der „starke Hans“), ein Verehrer von Martin Luther und guter Freund von Philipp Melanchthon trieb die Reformation in seinem Patronat energisch voran. Die katholischen Pfarrer mussten in Scheinfeld das Pfarrhaus räumen und lutherisch gesinnte Geistliche zogen ein.

 

Im Jahre 1540 waren alle Schwarzenberger Pfarreien evangelisch. Die evangelische Linie unserer Schlossherren starb im Jahre 1588 aus und die katholischen bayerischen Schwarzenberg traten das Erbe in Franken an. Graf Georg Ludwig vollendete dann die Gegenreformation, in der alle Pfarreien wieder katholisch besetzt und die evangelischen Pfarrer teilweise gewaltsam vertrieben wurden. In dieser Umbruchzeit – Schwarzenberg katholisch – Stadt Scheinfeld evangelisch – sperrten die Scheinfelder die Durchfahrt, so dass die katholischen Kirchgänger vom Schloss nicht durch die Hauptstraße konnten, sondern außen herum über den Herrensteig laufen mussten. Mit Ende der Gegenreformation war dann also Scheinfeld wieder katholisch, die Dörfer der Umgebung aber blieben der protestantischen Lehre verbunden.

 

Übrigens: Wissen Sie es noch?

Am Beginn des Herrensteigs war lange Jahre eine Spedition angesiedelt, die mit Pferdefuhrwerken z. B. Brennstoffe wie Holz und Kohle, sowie Botenfahrten zum Bahnhof Markt Bibart und auch Leichentransporte durchführte.

 

Und: Am Ende der Straße, die heute in die Wachgasse mündet, befand sich eine Gärtnerei, deren üppige Endiviensalat-Köpfe weithin begehrt waren.